Erwartungen < Psychologie < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 09:01 Do 26.07.2007 | Autor: | TTaylor |
Aufgabe | Charakterisiere die Bedeutung subjektiver Theorien und Erwartungen von Lehrern für die Interaktion mit den Schülern und für die Leistungsevaluation der Schüler! |
Ich habe hier Probleme die Frage überhaupt zu kapieren. Bedeutung von Erwartungen und diese Charakterisieren?
Mir fällt nur das Scheme: Lehrerwartung->Lehrerverhalten->Schülerverahlten->Lehrererwartung(Konkordanz, Diskrepanz)
und für subjektive Theorien: Typisierung der Schüler
Dieses Schema könnte sich auf die Leistung des Schülers so auswirken: Hat der Lehrer negative Erwartung->Lehrerverhalten geprägt(Lob ,Tadel)->Schülerverhalten(Schüler zieht Schlüsse aus Lehrerverhalten)
Die Erwartungen, die auf einen Schüler wirken hängen davon ab, wie lange man einen Lehrer hat und wie oft man ihn pro Woche hat.
Vielleicht kann mir jemand sagen, was ich mir bei dieser Frage noch alles überlegen müßte?
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Hi TTaylor,
> Charakterisiere die Bedeutung subjektiver Theorien und
> Erwartungen von Lehrern für die Interaktion mit den
> Schülern und für die Leistungsevaluation der Schüler!
Erst einmal sollten wir ein paar Definition und Annahmen treffen:
Subjektive Theorie:
Das Verhalten (bzw. Handeln) von Lehrerinnen und Lehrern wird weitgehend durch ein Bündel von Annahmen, Kenntnissen, Vermutungen, Motiven und Vorstellungen gesteuert, die in dem Begriff "Subjektive Theorien" zusammengefasst werden (vgl. GOEBEN u. a. 1988). Damit ist die Summe verbal gefasster und/oder auch unbewusster, automatisierter Dispositionen gemeint, die das Verhalten bzw. die Handlungen eines Individuums steuern. Subjektive Theorien setzen sich eklektisch aus Versatzstücken unterschiedlichen Ursprungs- und Reflexionsniveaus zusammen. Dies sind die erlebten und erlittenen Erfahrungen, Peer-Group-Meinungen, vermeintliche oder tatsächliche eigene Erkenntnisse, aufgeschnappte Ausschnitte aus Theorien und Erkenntniszusammenhängen, bewusst gelernte und reflektierte Teilbereiche und weitere Formen von verhaltenssteuernden Elementen.
Jede Studentin und jeder Student hat bereits bei Aufnahme der Ausbildung eine eigene subjektive Theorie: Sie bzw. er hatten ja selbst Unterricht, waren Kinder und Heranwachsende, hatten Eltern, haben mit anderen über Erziehung, Schule und Unterricht gesprochen, sind Einflüssen aus den Medien, den Kirchen und anderer weltanschaulicher Gruppen ausgesetzt und haben vielleicht auch schon Elemente aus wissenschaftlichen Theorien aufgenommen. Diese subjektiven Theorien werden durch das Studium modifiziert, verändert gegebenenfalls auch korrigiert, oft aber auch nur bestätigt. Man/Frau geht ja eher zu solchen Veranstaltungen in denen eine Bestätigung der eigenen Ansätze erwartet wird als in eine, in der wahrscheinlich die eigenen Auffassungen, Überzeugungen . . . erschüttert werden. Lehrende in Schulen haben neben dem Studium auch ihre durch die Berufs-Erfahrungen modifizierten subjektiven Theorien. Analog gilt das auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Hochschullehrende. Die Summe der in den subjektiven Theorien verdichteten Einstellungen und Verhaltensweisen werden in die konkrete Praxis übernommen und formen auch in den sich hieraus ergebenden Situationen das aktive Verhalten in der Schule, im Unterricht, im Studium und in der Lehre und in der Lehrerfortbildung.
Da offensichtlich solche subjektiven Theorien immer und bei allen vorhanden sind, müssen sie auch zunächst akzeptiert werden. Das bedeutet gleichzeitig, die Menschen als bereits Wissende zu achten. So unvollkommen und fehlerhaft dieses Wissen auch sein oder scheinen mag. Lernende, Studierende und erst recht auch Lehrerinnen und Lehrer in der Fortbildung sind keine leeren Gefäße, die mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Theorien "voll geschüttet" werden können. Es gilt aber auf allen Niveaustufen, solche subjektiven Theorien als existenziell verhaltenssteuernd zu erkennen, sie bewusst zu machen und zu reflektieren. Dadurch werden sie - sicher immer nur in beschränktem Maße, in Elementen - objektivierbar und damit auch veränderbar. Jede Veränderung ist ein aktiver Prozess dessen, der sich ändern will. Ein solche Veränderung kann nicht - auch nicht durch Prüfungen oder andere Sanktionen - erzwungen werden.
Subjektive Theorien - auch Alltagstheorien - genannt - haben auch jüngere Kinder und Heranwachsende schon. Hierzu gibt es zahlreiche Untersuchungen insbesondere im Bereich naturwissenschaftlichen und technischen Denkens und Wissens, von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II. Solche kindlichen Theorien werden oft vor oder neben der Schule erworben und begleiten die Schulzeit mit ihren 'wissenschaftlichen Erklärungen' zum gleichen Phänomen bis in das Erwachsenenalter. So wurde bei Physikstudenten festgestellt, dass sie für bestimmte Phänomene zwei Erklärungsmuster zur Verfügung haben, das der Alltagstheorie und das der wissenschaftlichen Zugangsweise. Für den Lernprozess gilt daher zumindest die umgangssprachliche Grundregel: Die Kinder dort abholen, wo sie stehen.
Subjektive Theorien in gesellschaftlich-politischen Bereichen und auf solche Theorien gestütztes praktisches Verhalten führen - wie die aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit den Ausländer-, Asyl-, Umsiedler- Behinderten-Debatten drastisch zeigen - zu erheblichen gesellschaftlichen Problemen.
Die Anerkennung subjektiver Theorien hat Konsequenzen für die Gestaltung von Informations- und Lehrzusammenhängen. Bei den Lernenden ist konkret an das Vorwissen und an die - z. T. unbewussten Einstellungen anzuknüpfen, die zu diesem Zweck zu erkunden sind. Hier ist eine 'Rekonstruktion' hilfreich, bei der die Lernenden aktiv zu beteiligen sind. 'Kartenszenarien', 'Mind-mapping' (--->) u. ä. Verfahren sind hierbei wichtige methodische Verfahren, die schon bei Jugendlichen erfolgreich angewendet werden können.
Der Ansatz der subjektiven Theorien steht auch in der Gefahr, verabsolutiert zu werden und als monokausales methodisches Konzept der Informationsvermittlung - vor allem in der Erwachsenenbildung/Lehrerfortbildung angesehen zu werden. So ist es möglich, die vorhandene subjektive Theorie so hoch einzuschätzen, dass bei den 'Rekonstruktionen' stehen geblieben wird und es nicht zu einer bewussten anstrengenden und evtl. auch schmerzenden Korrektur kommt. Wie bei den didaktischen Prinzipien ist eine dialektische Betrachtung hilfreich, die den sinnvollen Einsatz des Konzeptes nutzt und die notwendigen Ergänzungen beachtet.
Die Berücksichtigung subjektiver Theorien in Lehr-/Lernprozessen hat Beziehungen zu den didaktischen Prinzipien der 'Schüler- bzw. Teilnehmerorientierung' (--->) und der 'Erfahrungsorientierung' (--->).
(Quelle: leranline.nrw.de)
weiterer Link: SUBJEKTIVE THEORIEN VON LEHRERN
> Ich habe hier Probleme die Frage überhaupt zu kapieren.
> Bedeutung von Erwartungen und diese Charakterisieren?
Welchen neuen Ansätze kannst du aus den von mir gegebenen Info's aquirieren? Wie könntest du deine bisherigen Denkansätze erweitern?
Liebe Grüße
Analytiker
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