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(Frage) beantwortet | Datum: | 19:16 Di 19.09.2006 | Autor: | Manooo |
Aufgabe | Welches Bild von New York und seinen Einwohnern wird erzeugt?
von Rose Ausländer:
"Der Dämon der Stadt
Diese schalen Straßen und die faden
Menschen und mechanisierte Laster!
Heimatloses Herz, bist eingeladen
zu intimer Freundschaft mit dem Pflaster.
Times Square hüpft elektrisiert in nackten
Zuckungen. Lüsterne Lampen wachen.
Der Dämon der Stadt, in abgehackten
Atemzügen, krümmt sich tot vor Lachen.
Schenken dämmern um den Einsam-Trüben.
Nasses Feuer überschwemmt die Wunden
der Verwahrlosten. In schnellen Schüben
hetzt das Grauen die erschreckten Stunden" |
Worum geht es in dem Gedicht überhaupt?
Und könnte mir jemand die einzelnen Strophen erklären?
Mir ist bis jetzt recht wenig eingefallen um eine Analyse machen zu können!
Daher erbitte ich Tipps um was genau es in dem Gedicht geht!
Bis jetzt hab ich nur grob erkannt:
verschiedene Eindrücke der Stadt
düsteres + dunkles Bild der Stadt
unzufriede Einwohner
gnerelle Unzufriedenheit
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.
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Aloa,
Fand Gedichtsanalysen immer etwas heikel - da fragte ich mich stets, ob sich der Autor beim Schreiben genausoviele Gedanken gemacht hat. Nun denn:
Die Grundstimmung des Geschichts reißt für meine Begriffe das Massenphänomen der Anonymisierung an.
Die Überschrift "Der Dämon der Stadt" ist da schonmal aufschlussreich. Für mich gibt es da drei "Lesweisen":
a) Die Stadt ansich ist der Dämon - in diesem Fall wird dem Abstraktum Stadt quasi Leben eingehaucht
b) Die Stadt ist von einem Dämon befallen - auch in dieser Möglichkeit ist die Stadt vermenschlicht. Allerdings diesmal in Form einer Opferrolle.
c) Das Übel wird Thematisiert - dabei vermittelt der Genetiv (wenn man ihn vom lateinischen Lokativ herholt) das Gefühl einer allgegenwärtigen Präsens
1. Vers:
Die ersten beiden Zeilen scheinen jedwede Form von Menschlichkeit und Leben auslöschen zu wollen. Menschen erscheinen fade, kraftlos, ausdruckslos, willenlos. Sie bilden eine symbiotische Einheit mit der Straße. Das Umfeld bedingt ihre Gefühle - sie fühlen sich fade. Sie sind in einem mechanischen, einer arbeitenden Maschine gleichen Prozess gefangen.
Das 'heimatlose Herz' bringt ein Moment der Rastlosigkeit mit ein. Rastlosigkeit in einem steten, mechnischen Prozess - gleichsam gekoppelt an die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Dingen des Herzens. Die menschliche Instanz des Herzens (romantisch nicht utilitarisch aufgeladen) wird dann mit dem dinglichen Pflaster verbunden. Ein kalter Gegenstand der zu keiner Emotion oder herzensregung fähig ist. Der Mensch wird dadurch anonymisiert: Menschen kennen sich nicht mehr untereinander, sondern freunden sich mit "Dingen" an.
2. Vers:
Der Timesquare ist ein höchst belebter Ort. An ihm finden sich viele dieser im 1. Vers beschriebene 'funktionierenden Menschen'. Die Umgebung der Menschen pulsiert und bewegt sich, als hätte sie ein Eigenleben. Die Grenzen des Dinghaften und des Lebenden werden hier ein stückweit verwaschen. Die Lampen scheinen den Menschen zu betrachten. Sie weisen ihm den Weg im Alltag und dennoch scheint es so, als würde der Mensch in seiner Anonymität ihr Dasein nicht wahrnehmen. Gerade im aktuellen Kontext der Videoüberwachung kehr an dieser Stelle ein gewisses voyeuristisches Element ein.
Der Dämon, ist der Trott, der tagtäglich Ablauf - die Welt, die dieses Handeln verlangt und schürt. Er sorgt sich nicht um die einzelnen Menschen und Schicksale. Es muss funktionieren - Opfer werden dafür willendlich in Kauf genommen, Schicksalsschläge zum Gegenstand des Amüsements. Der Autor zeichnet ein düsteres Bild von New York. So als würde die Stadt Menschen 'verbrauchen' (dargestellt durch die Entmenschlichung der Menschen und Personalisierung der Umwelt). Das Leben der Stadt obsiegt über den Einzelschicksalen.
*hüstel* Mehr würde mir gerade nicht einfallen. Waren so spontane Ideen. Am dritten Vers kannst du dich ja selbst mal probieren.
Namárie,
sagt ein Lary, wo nun rasch noch was isst
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 21:33 Mi 20.09.2006 | Autor: | Manooo |
Vielen Dank für die schnelle Antwort!
Habe jetzt folgende Analyse geschrieben:
Gedichtanalyse
1.Einleitung
Das Gedicht „Dem Dämon der Stadt“ von Rose Ausländer beschreibt die Unzufriedenheit und Probleme der in New York lebenden Menschen und stellt die Stadt als „Dämon“ (etwas Schlechtes) da, wodurch sie einerseits vermenschlicht wird, andrerseits jedoch als etwas Böses und Schlechtes in Erscheinung tritt. Ferner wird in dem Gedicht deutlich, dass die Menschen immer mehr durch die fortschreitende Technik ersetzt werden.
2. Formale und inhaltliche Beschreibung des Gedichts
Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je vier Verse. Das Gedicht ist in seiner Gesamtheit durch umarmende Reime (also dem Reimschema „a-b-a-b“) verbunden und enthält Enjambements, wodurch das Gedicht flüssiger wirkt.
Inhaltlich grenzen sich die drei Strophen voneinander ab:
So geht es in der ersten Strophe um die Menschen die in der Stadt leben. Sie erscheinen fade, und kraftlos zu sein. Sie sehnen sich nach Geborgenheit, finden diese jedoch nicht und müssen sich mit der Stadt anfreunden (mit dem Pflaster). Die Stadt selber wird kühl dargestellt und wird von der Technik beherrscht.
In der zweiten Strophe wird die Stadt näher beschrieben. Sie bewegt sich scheinbar von selbst und die Menschen in ihr sind dadurch überflüssig und werden von der Stadt bewacht. Der Dämon der Stadt der anschließend genannt wird verdeutlicht anschließend dass die Stadt über den Menschen steht und dass die Menschen somit eine untergeordnete Rolle spielen.
Die letzte Strophe verdeutlicht ferner noch dass Soziale Elend welches vorherrscht. Dies wird durch die Schenken in der Stadt und den Alkoholismus verdeutlich. Des Weiteren wird durch die sozial Schwachen schließlich auf die Kriminalität hin gedeutet.
3. Analyse/Interpretation
Die Unzufriedenheit und Probleme der in New York lebenden Menschen wird von Strophe zu Strophe immer mehr geschildert. So ist die Rede von „faden Menschen“ was darauf deuten lässt, dass die Menschen kraftlos, ausdruckslos und willenlos sind. Das willenlose der Menschen wird durch die Metapher: „mechanisierten Laster“ verdeutlicht. Diese sollen ihnen zwar den Alltag erleichtern, stattdessen erschweren sie das Leben jedoch, da die Menschen immer mehr durch die fortschreitende Technik ersetzt werden. Das „heimatlose Herz“ dient als Symbol für die Sehnsucht nach Geborgenheit welche von den Menschen nicht durch Freundschaften zu anderen Menschen geschenkt wird, sondern durch ihre Beziehung zu dem „Pflaster“ welches für die Stadt steht. Das Pflaster lässt darauf verweisen, dass die Beziehung zur Stadt jedoch nicht angenehm ist, da Pflastersteine meist kühl und schmutzig sind. Somit dient die Beziehung zur Stadt als Ersatz zu menschlichen Beziehungen. Des weitern könnte man mit der Freundschaft zum Pflaster sozial Schwache und am Existenzminimum Lebende Menschen verbinden deren letzte Zuflucht die Gossen der Stadt sind. Durch mehrere Metaphern die bereits in Strophe 1 verwendet werden, lässt die Autorin die Beziehung zwischen Mensch und Stadt bildlich erscheinen, wodurch die Stadt unschön dargestellt wird.
Anschließend wird erneut auf die Technik verwiesen nämlich indem der Time Square der mit Menschen stets gefüllt ist „elektrisiert“ hüpft. Darunter ist zu verstehen dass die Stadt ein Eigenleben führt, da sie sich von selbst bewegt und somit nicht mehr auf all die Menschen angewiesen ist. Außerdem wird durch die Personifikation die hier vorliegt die Stadt zusätzlich noch einmal vermenschlicht. Anschließend wird gesagt, dass „Lüsterne Lampen wachen“ wodurch die Privatsphäre der Menschen angesprochen wird, die durch Technik und Überfüllung an Menschen verloren geht. Am Ende der zweiten Strophe wird die Stadt als „Dämon“ (etwas Schlechtes) dargestellt, wodurch sie einerseits vermenschlicht wird, andrerseits jedoch als etwas Böses und Schlechtes in Erscheinung tritt. Mit der Aussage, dass sich der Dämon „tot (krümmt) vor lachen“ wird erneut eine schlechte Eigenschaft der Stadt zum Vorschein gebracht, nämlich dass sich die Stadt über Sozial Schwache amüsiert.
Zuletzt wird das soziale Elend angesprochen welches vor allem durch das Oxymoron „nasses Feuer“ „überschwemmt die Wunden“ anschaulich gemacht wird. Hier wird darauf verwiesen dass manch einer seine Unzufriedenheit nur mit Alkohol verdrängen und bekämpfen kann. Somit sehen die sozial schwachen Menschen keine Chance dem Dämon der Stadt zu entfliehen und „verwahrlosen“ dadurch sowohl innerlich als auch körperlich und geraten schließlich in die Kriminalität („in schnellen Schüben hetzt das Grauen die erschreckten Stunden“) um zu versuchen aus dem sozialen Elend zu entfliehen und die Macht über die Stadt zu ergreifen.
4. Persönliche Wertung
Mich persönlich spricht diese Darstellung von New York nicht an, da sie nicht mit meiner Vorstellung über das schöne New York für wohlhabende und reiche Menschen übereinstimmt.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 22:42 Do 21.09.2006 | Autor: | laryllan |
Ist sicherlich technisch mehr eine Analyse, als das was ich gemacht habe. Eine Untersuchung von Reimschemata und rythmischen Hebungen (Jamben) habe ich mir mal verkniffen.
Da auch deine Perspektive durchaus belegbar ist, enthalte ich mich eines weiteren Kommentars dazu. Ich finde, dass gerade im Bereich der Interpretation von vielen meiner zukünftigen Kollegen zu sehr auf ein "obejektives RICHTIG" bestanden wird.
Für mich ist eine Gedichtsinterpretation genau wie das Betrachten eines Bildes eine zeitweilen höchst subjektive Angelegenheit. Klar über Jamben und Reimschemata kann man - genau wie bei Farbgestaltung und Pinselführung eines Bildes - nicht streiten. Aber alles andere...
Nur deinen eigenen Schluss finde ich - schon allein ob deiner Argumentationsführung - etwas seltsam. Ist eine Stadt, die "für Wohlhabene und Reiche" ist zwangsläufig schön? Ist es nicht gerade das Gegenteil, was die Autorin auch damit zeigt...?
Namárie,
sagt ein Lary, wo das Gedicht nochmal laut lesen wird
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