Nikomanische Ethik < Philosophie < Geisteswiss. < Vorhilfe
|
Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 20:46 Di 15.05.2007 | Autor: | SusaSch |
Hallo
Ich schreibe nächste woche eine ethik klausur und quäle mich gerade durch einige nicht ganz so verständliche texte. Brauche daher dringend ein wenig hilfe bei aristoteles.
Hab das ja so einigermaßen verstenden mit > Tugend liegt zwischen zwei schlechtigkeiten > dem übermaß und dem mangel. Nun bin ich aber auf folgende textstelle getroffen
Bei Furcht und Mut ist die Tapferkeit die Mitte. Beim Übermaß hat dasjenige in der Richtung auf die Furchtlosigkeit keinen eigenen Namen (dies ist oftmals der Fall), dasjenige in Richtung auf den Mut heißt Tollheit; das Übermaß der Angst und der Mangel an Mut heißt Feigheit.
außer dem ersten satz versteh ich da nur noch bahnhof. Hätte jetzt gesagt. Mangel = Furcht , Tugend = Tapferkeit und übermaß = mut (Wobei das ein wenig unlogischt ist). Die frage ist was sollen die nächsten sätze heißen. Oder besser was ist da die tugend? was der mangel und das übermaß?
Danke schonmal im vorraus.
LG Susi
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 17:04 Mi 16.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
Mit dem Aufkommen der Demokratie im klassischen Griechenland boten sich die Sophisten den wohlhabenden Politikern aus Handel und Gewerbe als Tugendlehrer an. Sokrates warf die Frage auf, ob die arete überhaupt lehrbar sei. Nach sokratisch-platonischer Auffassung kann nur derjenige tugendhaft handeln, der weiß, was die Tugend ist. Platon unterschied fünf einzelne Tugenden: Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Weisheit, Tapferkeit und Besonnenheit. Nach Aristoteles wird die arete durch tugendhaftes Handeln erworben. Aristoteles unterscheidet die theoretischen (dianoetischen) Tugenden (Vernunft, Wissenschaft, Weisheit, Kunst, Einsicht) von den ethischen Tugenden (Besonnenheit, Gerechtigkeit, Freigebigkeit, Großherzigkeit, Freundschaft, Wahrhaftigkeit, Milde, Gewandtheit, Tapferkeit), wobei die ethischen Tugenden auf Mitte und Maß (z. B. bei der Freigebigkeit zwischen Geiz und Verschwendung) gerichtet sind.
In der Stoa bezeichnete die Tugend (lateinisch virtus) das zugleich naturgemäße wie vernunftgeleitete Handeln. Das frühe Christentum griff den Begriff virtus zur Kennzeichnung von Frömmigkeit und Demut auf. Dem mittelalterlichen Adel galt die courtesia (deutsch Höflichkeit, französisch courtoisie, englisch courtesy) als ritterliche Tugend und standesgemäßes Verhalten bei Hofe.
Verfasst von:
Wolfram Schellberger
Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005 © 1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:15 Mi 16.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
Was bedeutet überhaupt Tugend? Aristoteles behauptet, eine Tugend sei eine Fähigkeit (dynamis), die einem von Natur zukommt und durch stetige Wiederholung und Bekräftigung zum Habitus, zur Grundeinstellung (hexis) wird. Jedoch trifft dies nur auf die ethischen Tugenden zu, daher der Name ethisch von ethos, gr. die Gewöhnung. Einige Beispiele für eine ethische Tugend könnten sein: die Tapferkeit, die Besonnenheit, die Großzügigkeit. Auch die dianoetischen Tugenden werden im Laufe eines Lebens allmählich zur Grundeinstellung, sie sind jedoch keine Fähigkeit im vorgenannten Sinn, sondern entwickeln sich größtenteils durch Belehrung und Übung. Zu den dianoetischen aretai gehören z.B. die Weisheit (sophia) und die Klugheit (phronesis). Unerlässlich dafür, daß die intellektuellen Fähigkeiten zu einer Tugend werden ist deren Ausrichtung auf das höchste Gut, die höchste Wahrheit.
Fundstelle
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:19 Mi 16.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
In der heutigen Zeit zeichnet sich ein guter Mensch dadurch aus, daß er bestimmte moralische Standards erfüllt. Für Aristoteles steckt noch mehr hinter diesem Begriff. Er beschreibt im Buch I, Kap. 13 die Teilung der Seele in ein rationales und ein irrationales Element. Dies ist die Voraussetzung für Aristoteles Lehre von ethischer und dianoetischer Tugend. Letztere sind Bestandteil des rationalen Teils der Seele. Es handelt sich dabei um die Tugenden des Verstandes, wie etwa Weisheit, Intelligenz, Einsicht und Wissen. Die Philosophie oder Wissenschaften, wie z.B. die Mathematik gehören zu diesem Bereich. Bei diesen Tugenden spielt die Lehre eine große Rolle. Der andere Teil der Seele, von Franz Dirlmeier [1] als irrational übersetzt, wobei ich die Bezeichnung arational für zutreffender halte, beinhaltet die dianoetischen Tugenden. Aber auch das rein Vegetative, wie z.B. Wachstum oder Atmung, also nicht durch die Vernunft steuerbares, fällt hier mit hinein. Es stellt sich die Frage, weshalb Aristoteles das Vegetative als Bestandteil der Seele zählt. Vermutlich hängt dies aber mit einem - im Gegensatz zur Moderne - erweiterten antiken Seelenbegriff zusammen. Für die antiken Denker und Philosophen ist Seele da, wo Leben ist. Die dianoetischen Tugenden bezeichnen Vorzüge des Charakters, wie etwa Großzügigkeit oder Besonnenheit. Sie werde im Gegensatz zur Lehre bei den ethischen Tugenden durch Gewöhnung herausgebildet.
Fundstelle
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 19:44 Mi 16.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
Aristoteles Nikomachische Ethik ist eine Untersuchung des Charakters und der Intelligenz sowie deren Verhältnis zum Glück. Der Philosoph unterscheidet innerhalb seiner Ethik dabei zwischen zwei Arten von Tugenden: die moralische und die des Denkens. Die moralische Tugendhaftigkeit ist eine Ausdrucksform des Charakters, der aufgrund von Gewohnheiten entstanden ist. Eine moralische Tugend ist immer der Mittelweg zwischen zwei Extremen. Tapferkeit z. B. ist der Mittelweg zwischen Feigheit und Tollkühnheit; Freigebigkeit das Mittelding zwischen Verschwendung und Geiz. Die Tugend des Denkens jedoch ist nicht denselben Gesetzen des Mittelweges unterworfen. Nach Aristoteles kann nur von einem reifen, männlichen Erwachsenen die vollkommene Tugend erlangt werden, niemals aber von einer Frau oder Kindern oder Barbaren (also den Nichtgriechen).
Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005 © 1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 22:36 Mi 16.05.2007 | Autor: | SusaSch |
Hallo
Vielen Dank für die zahlreichen tipps :). Aber ich steige da noch nicht so richtig durch. Das mit der aufteilung der seele ist mir bekannt. Nun sagt aristoteles ja, dass sich die ethischen tugenden mit leidenschften und handelungen beschäftigt > oder so ähnlich ;). So also leidenschaften > angst. Die frage die ich mir stelle ist eben wie komme ich da zu den extremen und der mitte.? Wie muss man an sowas rangehn?Muss ich die ethischen tugenden auswendig lernen? Oder wie soll man da zu nem mster kommen? Wieviele ethische tugenden gibt es denn?
Und ich kann auch nicht unbedingt mit jeder aufgezählten tugend etwas anfangen. Weiß z.b. nicht was
Besonnenheit , Großherzigkeit, Wahrhaftigkeit, Milde, Gewandtheit bedeutet :( bzw was davon die etrema sein sollen. Genauso die extreme von Freundschaft und Gerechtigkeit.
VLL
feindschaft- freundschaft- Liebe ;)
Vielen dank schonmal im vorraus :)
LG Susi
|
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 07:24 Do 17.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
> Vielen Dank für die zahlreichen tipps :). Aber ich steige
> da noch nicht so richtig durch. Das mit der aufteilung der
> seele ist mir bekannt. Nun sagt aristoteles ja, dass sich
> die ethischen tugenden mit leidenschften und handelungen
> beschäftigt > oder so ähnlich ;). So also leidenschaften >
> angst. Die frage die ich mir stelle ist eben wie komme ich
> da zu den extremen und der mitte.? Wie muss man an sowas
> rangehn?Muss ich die ethischen tugenden auswendig lernen?
> Oder wie soll man da zu nem mster kommen? Wieviele ethische
> tugenden gibt es denn?
>
> Und ich kann auch nicht unbedingt mit jeder aufgezählten
> tugend etwas anfangen. Weiß z.b. nicht was
> Besonnenheit , Großherzigkeit, Wahrhaftigkeit, Milde,
> Gewandtheit bedeutet :( bzw was davon die etrema sein
> sollen. Genauso die extreme von Freundschaft und
> Gerechtigkeit.
> VLL
> feindschaft- freundschaft- Liebe ;)
>
>
>
Man muss immer das Extreme eines Begriffs finden und hierzu das Extreme Gegenteil. In der Mitte liegt dann das Mittel.
Beispiel bei Freundschaft:
Feindschaft - Freundschaft - Liebe
Erklärung:
Feindschaft ist eine gegenseitige Abneigung, die im Extremfall bis zum gegenseitigen Vernichtungswillen reicht.
Das Extrem hierzu ist Liebe. Liebe ist eine starke Zuneigung, eine intensive Gefühlsbeziehung zu einer anderen Person.
Das Mittel zwischen Mangel (Feindschaft) und Übermaß (Liebe) ist die Zuneigung.
Die Zuneigung ist eine Sympathie, ein Verhältnis persönlichen Vertrauens.
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 11:04 Do 17.05.2007 | Autor: | SusaSch |
Guten Morgen
Aristoteles war also gegen Liebe?
Kannst du mir vll mit wenigen worten diese
Besonnenheit , Großherzigkeit, Wahrhaftigkeit, Milde, Gewandtheit i wenigen worten erklären. Hab zwar versucht es selber rauszufinden, aber mit den erklärungen kann ich nicht unbedingt was anfangen.
Was ich ich nicht verstehe ist folgendes:
Aristoteles sagt die Mitte von Furcht und Mut ist die Tapferkeit.
Also würde ich ja sagen schön und gut
Angst - Tapferkeit - Mut
(Mangel) (Übermaß)
Aber das stimmt ja nicht sondern es läuft auf :
Feigheit - Tapferkeit - Tollkühnheit
hinaus. Wie kommt man von dem satz > Bei Furcht und Mut ist Tapferkeit die mitte zu Feigheit und toll....
LG Susi
|
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 11:45 Do 17.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
> Guten Morgen
> Aristoteles war also gegen Liebe?
> Kannst du mir vll mit wenigen worten diese
> Besonnenheit , Großherzigkeit, Wahrhaftigkeit, Milde,
> Gewandtheit i wenigen worten erklären. Hab zwar versucht
> es selber rauszufinden, aber mit den erklärungen kann ich
> nicht unbedingt was anfangen.
>
> Was ich ich nicht verstehe ist folgendes:
> Aristoteles sagt die Mitte von Furcht und Mut ist die
> Tapferkeit.
>
> Also würde ich ja sagen schön und gut
>
> Angst - Tapferkeit - Mut
> (Mangel) (Übermaß)
>
> Aber das stimmt ja nicht sondern es läuft auf :
>
> Feigheit - Tapferkeit - Tollkühnheit
>
> hinaus. Wie kommt man von dem satz > Bei Furcht und Mut
> ist Tapferkeit die mitte zu Feigheit und toll....
>
>
Für Feigheit ist das Synonym Ängstlichkeit; ängstlich = feige, mutlos, bang.
Für Tollkühnheit ist das Synonym Wagemut. Dabei steht für toll = sehr, überaus.
kühn = furchtlos, mutig, tapfer, tollkühn
Synonym
[griechisch] das, Wort, das mit einem anderen Wort oder einer Folge von Wörtern derselben Sprache bedeutungsgleich ist (z.B. SamstagSonnabend);
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 11:53 Do 17.05.2007 | Autor: | SusaSch |
Hallo
Demnacht ist
Feindschaft- Freundscht- Liebe
doch auch nicht ganz korrekt. Freundschaft ist doch keine tugend oder? Was muss man denn da für synonyme wählen. Und was bedeuten die anderen tugenden?
lG sUSI
|
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 13:21 Do 17.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
>
> Demnacht ist
> Feindschaft- Freundscht- Liebe
> doch auch nicht ganz korrekt. Freundschaft ist doch keine
> tugend oder? Was muss man denn da für synonyme wählen. Und
> was bedeuten die anderen tugenden?
>
>
Sind sich zwei Personen in ihrer Tugendhaftigkeit ähnlich, so ist das die Voraussetzung für die vollkommene Freundschaft. Wie für jegliche Tugend gilt auch für die Freundschaft bei Aristoteles, dass sie durch wiederholtes Handeln zur Gewohnheit werden muss.
Hier kommt Aristoteles' Mesothes-Lehre ins Spiel, deren Maxime zufolge das Maßhalten der Weg zu einem tugendhaften und erfüllten Leben ist.
Für Aristoteles ist die Freundschaft wichtiger Bestandteil einer funktionierenden (Polis-)Gesellschaft
Philosophische Begriffsbestimmung
Synonyme:
Feindschaft = Feindseligkeit, Zwist, Zerwürfnis, Konfrontation, Unfriede, Auseinandersetzung.
Freundschaft = Kameradschaft, Verbindung.
Liebe = Zuneigung, Hingebung, -gabe, Zärtlichkeit, Gefühl
Viele Grüße
Josef
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 10:38 Do 17.05.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Susi,
Aristoteles Nikomachische Ethik ist eine Untersuchung des Charakters und der Intelligenz sowie deren Verhältnis zum Glück. Der Philosoph unterscheidet innerhalb seiner Ethik dabei zwischen zwei Arten von Tugenden: die moralische und die des Denkens. Die moralische Tugendhaftigkeit ist eine Ausdrucksform des Charakters, der aufgrund von Gewohnheiten entstanden ist. Eine moralische Tugend ist immer der Mittelweg zwischen zwei Extremen. Tapferkeit z. B. ist der Mittelweg zwischen Feigheit und Tollkühnheit; Freigebigkeit das Mittelding zwischen Verschwendung und Geiz.
Die Tugend des Denkens jedoch ist nicht denselben Gesetzen des Mittelweges unterworfen. Nach Aristoteles kann nur von einem reifen, männlichen Erwachsenen die vollkommene Tugend erlangt werden, niemals aber von einer Frau oder Kindern oder Barbaren (also den Nichtgriechen).
Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005 © 1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|