Zitat: Francis Bacon. Quelle? < Sonstiges (Deutsch) < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 12:38 Mi 06.11.2013 | Autor: | Herbart |
Hallo,
ich habe eine frage zu folgendem Zitat:
"Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen."
Von Sir Francis von Verulam Bacon.
Kann mir jemand die Quelle nennen, die diesem Zitat zugrunde liegt? Irgendwo muss es Bacon ja geschrieben haben. Ich finde die Quelle leider nicht.
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte.
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Hallo Herbart,
schwierige Frage, einfache Antwort. Oder umgekehrt.
> ich habe eine frage zu folgendem Zitat:
>
> "Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen."
> Von Sir Francis von Verulam Bacon.
>
> Kann mir jemand die Quelle nennen, die diesem Zitat
> zugrunde liegt? Irgendwo muss es Bacon ja geschrieben
> haben. Ich finde die Quelle leider nicht.
> Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte.
Tja, das Problem ist: er hat es nirgends geschrieben, weder auf Englisch noch auf Latein, seiner bevorzugten Publikationssprache.
Du findest das Zitat auf keiner englischsprachigen Seite, aber die deutschen Zitatsammler schreiben voneinander ab. Irgendjemand muss es da eingeschleppt haben. Eine Dresdner Sprachschule hat es sich sogar zum Motto erkoren.
"Language belongs to the man's character".
Das wäre die einfache Antwort.
Die schwierige dauert länger, denn die Idee ist tatsächlich eine, die er vertreten hat - an vielen Stellen, in wechselnder Wertung. Manchmal ist sie positiv, meistens aber negativ konnotiert. Sprache gehört zu den Trugbildern, hier zu den "idola fori". Dazu findest Du leicht mehr im Internet.
Auf der anderen Seite war Bacon seiner Zeit unglaublich weit voraus. Bei ihm sind Gedanken der Semiotik zu finden (die sich erst 300 Jahre später entwickelt), er sucht nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Sprachen und Zeichensystemen, so auch in asiatischen Schriftzeichen und in der (noch längst nicht normierten) Gebärdensprache. Auch die Entwicklung der vergleichenden Sprachwissenschaft sollte erst über 200 Jahre später beginnen.
Andererseits ist das Thema für die Philosophie nicht neu, Bacon ist nur einer der großen Meilensteine. Er arbeitet erkenntnistheoretisch, wieder 250 Jahre früher als die Entstehung der eigentlichen Fachrichtung (Epistemologie), und verwehrt sich vor allem gegen den Nominalismus, die scholastische "via moderna". Hier gibt es viele Richtungen (Universalienstreit), aber Bacon richtet sich vor allem gegen seinen 300 Jahre älteren Landsmann William von Ockham.
In v.Hoffmannsthals berühmter Schrift Ein Brief findet sich meiner Erinnerung nach das Thema leider nicht, obwohl der fiktive Brief sich an Bacon richtet - allerdings literarisch datiert auf den Zeitpunkt seines politischen Aufstiegs. Dennoch geht es hier auch um die Sprache der Kunst an sich.
Bacon war so unglaublich umfassend gebildet wie Newton oder Goethe; die Nachwelt sieht in ihm ab dem 19.Jahrhundert aber anders als in den beiden anderen einen "Savant". Es ist schwer zu sagen, ob das vorher schon galt, da der Begriff eben auch erst im 19.Jh auftaucht (Frankreich etwas früher). Jedenfalls fällt in diese Zeit auch die ernstgemeinte Vermutung, Bacon könne der eigentliche Urheber der Werke Shakespeares sein.
Mich würde nach dieser langen und dennoch nur skizzenhaften Antwort aber vor allem interessieren, wozu Du das eigentlich brauchst.
Vielleicht könnte ich dann passender antworten, oder möglicherweise auch gar nichts mehr beitragen...
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Grüße
reverend
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:10 Mi 06.11.2013 | Autor: | Herbart |
Hallo reverend,
ich danke dir vielmals für deine umfassende Antwort. Wirklich interessante Zusatzdetails. Ich wollte die Worte Bacons (die ihm wohl nur zugeschrieben werden) als Eingangszitat einer Hausarbeit nutzen, die u.a. auf Sprache als individuellen Bestandteil einer jeden Person eingeht. Ich schreibe diese Hausarbeit leider als Fachfremder (Nicht-Germanist).
Vielleicht fällt dir ein besser abgesichertes Zitat zu diesem Thema ein.
MfG Herbart
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(Frage) überfällig | Datum: | 16:12 Mi 06.11.2013 | Autor: | Herbart |
Noch mal als Frage formuliert:
Kennt jemand ein Zitat zu dem in der Mitteilung geschilderten Themenbereich? Bitte nennt die genauen Quellen.
MfG Herbart
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 11:20 Fr 08.11.2013 | Autor: | reverend |
Hallo Herbart,
aus Interesse am Thema habe ich mal sowohl Bücher gewälzt als auch das Internet in einigen Sprachen durchsucht - und nichts gefunden, das tauglich wäre.
Den umgekehrten Blickwinkel, also Person als prägender Teil der Sprache, haben dagegen viele, allen voran Wandruszka, der den Begriff des Idiolekts klar definiert hat.
Inwiefern aber die Sprache die Person definiert, ist schwieriger zu fassen. Wie steht es dann mit Fremdsprachen? Dazu gibt es eine Reihe guter Zitate, u.a. von Goethe.
Ich bin jetzt jedenfalls erstmal mit dem Thema durch, was mein Interesse betrifft.
Viel Glück bei der weiteren Suche!
reverend
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 20:52 Sa 09.11.2013 | Autor: | Herbart |
Ich danke dir vielmals für deine Nachforschungen. Das Zitat von Bacon werde ich wahrscheinlich nicht nutzen. Du hast mich aber mit Wandruszka auf eine fruchtbare Fährte geführt. Ich werde mich mit seinen Ausführungen weiter beschäftigen.
MfG Herbart
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:20 Di 12.11.2013 | Autor: | matux |
$MATUXTEXT(ueberfaellige_frage)
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:19 Fr 08.11.2013 | Autor: | Josef |
Hallo Herbart,
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> ich habe eine frage zu folgendem Zitat:
>
> "Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen."
> Von Sir Francis von Verulam Bacon.
>
> Kann mir jemand die Quelle nennen, die diesem Zitat
> zugrunde liegt? Irgendwo muss es Bacon ja geschrieben
> haben. Ich finde die Quelle leider nicht.
"Zitat (von lateinisch citare: auf-, herbei-, anrufen), wortwörtliche oder sinngemäße Übernahme einer Formulierung, eines Verses oder längeren Textabschnitts, auch eines mündlichen Ausspruchs, in ein literarisches oder wissenschaftliches Werk bzw. in mündliche Rede."
Quelle:
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2003 © 1993-2002 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Bei einem mündlichen Ausspruch wird wohl kaum eine Fundstelle mit Datumsangabe gefunden werden können. Solche Aussprüche werden dann üblicherweise so angegeben:
"Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen.
Sir Francis Bacon (1561-1621), englischer Philosoph, Essayist und Staatsmann."
Quelle
Viele Grüße
Josef
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 12:26 Fr 08.11.2013 | Autor: | reverend |
Lieber Josef,
das stimmt zwar alles, aber...
> Bei einem mündlichen Ausspruch wird wohl kaum eine
> Fundstelle mit Datumsangabe gefunden werden können. Solche
> Aussprüche werden dann üblicherweise so angegeben:
>
> "Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen.
>
> Sir Francis Bacon (1561-1621), englischer Philosoph,
> Essayist und Staatsmann."
Das ist richtig. So würde man es angeben, auch wenn die Übersetzung von "character" sicher falsch ist. Anfang des 17.Jh., und noch weit bis ins 19.Jh hinein bezeichnet der Begriff das Ganze der Person, nicht nur die Wesensart, so auch im Französischen und (ziemlich selten) im Deutschen.
Hier gehört "Person" hin, wenn man in heutige Sprache übersetzt.
Für eine wissenschaftliche Zitation ist allerdings äußerst hinderlich, dass nur Nachweise im Internet zu finden sind, und das so gut wie nur auf deutschen Seiten.
Bei weitergegebenen mündlicher Äußerungen vertraut die Textwissenschaft sonst wenigstens auf Seitenreferenten, Sekundärquellen. Wenn keine annähernd zeitgenössischen zu finden sind, spricht das sehr gegen die Originalität des Zitats.
Ich würde es daher auf keinen Fall verwenden.
Grüße
reverend
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> Quelle
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> Viele Grüße
> Josef
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 14:06 Fr 08.11.2013 | Autor: | Josef |
Hallo reverend,
> >
> > "Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen.
> >
> > Sir Francis Bacon (1561-1621), englischer Philosoph,
> > Essayist und Staatsmann."
>
> Für eine wissenschaftliche Zitation ist allerdings
> äußerst hinderlich, dass nur Nachweise im Internet zu
> finden sind, und das so gut wie nur auf deutschen Seiten.
> Bei weitergegebenen mündlicher Äußerungen vertraut die
> Textwissenschaft sonst wenigstens auf Seitenreferenten,
> Sekundärquellen. Wenn keine annähernd zeitgenössischen
> zu finden sind, spricht das sehr gegen die Originalität
> des Zitats.
>
> Ich würde es daher auf keinen Fall verwenden.
>
In machen Situationen ist heutzutage nur das Internet hilfreich.
„Das Zitieren aus dem Internet folgt prinzipiell denselben Regeln, wie das Zitieren aus gedruckten Werken. Auch die Quellenangabe beim Zitieren von Online-Dokumenten erfüllt dieselben Aufgaben, wie die Quellenangabe von gedruckten Werken. So dient sie auch beim Zitat aus dem Internet dazu, kenntlich zu machen, woher das Zitat stammt, um dadurch eine Überprüfung zu ermöglichen. Dieser Zweck wird von unterschiedlichen Vorschlägen zur Zitierweise verfolgt, von denen sich aber bislang keiner als verbindlich durchgesetzt hat. Als Faustregel sollte daher gelten: Notieren Sie in der Quellenangabe alles, was beim unkomplizierten Auffinden der zitierten Stelle hilft. Umfangreiche Quellenangaben werden beim Zitieren aus dem Internet als Fußnote dargestellt. „
Quelle:
http://lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/projektkompetenz/durchfuehrung/doku/zitate/internet.htm
siehe auch: http://www.wissenschaftliches-arbeiten.org/zitierregeln/internet-seiten.html
Viele Grüße
Josef
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:35 Fr 08.11.2013 | Autor: | reverend |
Hallo nochmal,
nein, das ist zu lax.
Sonst schreibe ich hier mal:
"Ohne Schwerkraft wären alle Vogeleier Kugeln. Allerdings wäre die Ausbreitung von Vögeln sowieso begrenzt, da sie sich nur durch Ausstoßung von Masse fortbewegen könnten."
Isaac Newton (1642-1726)
(dt.Übs: Wernher v.Braun, 1951)
So, da haben wir ja jetzt ein Internetzitat. Es hat eine Adresse, unter der man es finden kann. Sogar der Urheber ist angegeben. Wunderbar.
Leider habe ich das Zitat aber eben erst erfunden. Durch die Veröffentlichung im Internet wird es auch nicht wahrer.
So funktioniert Wissenschaft nicht - irgendjemand hat mal gesagt, und das habe ich so gefunden, weil jemand anderes es so gehört und irgendwo aufgeschrieben hat.
Könnte ich zu meinem falschen Zitat eine Quelle angeben, die wissenschaftlichen Standards (!) genügt, die also selbst die genaue Herkunft angibt, mag das für eine Seminararbeit reichen.
Nun könnte ich ja noch eine Literaturangabe hinzufügen:
Werner Büdeler, Geschichte der Raumfahrt, Stürtz: Würzburg 1979, S.241
Das liest sich gut. Das Buch gibt es, die Daten stimmen. Nur steht auf der betreffenden Seite leider kein solches Zitat, auch nirgends anders in dem Buch.
Darum verlangt gute Wissenschaft, dass man bis zum Originalbeleg zurückgeht. Und wenn - wie in der eigentlichen Frage - Bacon den Satz nicht geschrieben und veröffentlicht hat, dann will man wissen, wo er zu finden ist, damit man sich selbst vergewissern kann - und sei es in den Archiven der British Library.
Wie gesagt: auch wenn ein Zeitgenosse Bacons den Satz aufgeschrieben hat, dann will man wissen, wo. Es sollte dann entweder eine zeitnahe Publikation gewesen sein oder aber eine wissenschaftliche Ausgabe z.B. der Tagebücher des betreffenden Zeitgenossen.
Einfach irgendwas zitieren, bloß weil irgendein Heiopei (z.B. mit dem Nick reverend) es irgendwo (hier) mal hingeschrieben hat, genügt NICHT.
Insofern solltest Du bei den Internetzitierregeln mal nachsehen, wann sie überhaupt angewandt werden dürfen: z.B. bei Skripten und Lehrbüchern, die im Internet veröffentlich sind, bei journalistischen Stücken (z.B. Spiegel online) und manchem mehr.
Es reicht nicht: mein Nachbar hat gesagt, das ist wahr (mündliche Mitteilung vom 4.11.2013, 16.42h). Er hat es mir sogar noch einmal per Email bestätigt (5.11.2013, 19.55h). Er weiß das so genau, weil er mal ein Buch darüber gelesen hat, dessen Titel ihm aber entfallen ist.
Hier geht es nicht um Plagiarismus, sondern um einen hohen Qualitätsstandard der Wissenschaft, den sie sich mühsam in den letzten ca. 2500 Jahren und - publizistisch betrachtet - vor allem in den letzten ca. 500 Jahren erarbeitet hat.
Es besteht kein Grund, diesen Standard aufzugeben, im Gegenteil: gerade durch das Internet wird es möglich, dass nicht jeder bis zur Urquelle zurückgehen muss und sie dennoch auffindbar und überprüfbar bleibt. Dazu brauchen wir Wissenschaftsportale, die Entsprechendes leisten.
Herzliche Grüße
reverend
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:54 Fr 08.11.2013 | Autor: | Josef |
Lieber reverend,
"Ein informativer Text, der über ein bestimmtes Sachthema informiert, enthält oft zahlreiche Quellenverweise. Doch gerade im Internet passiert es häufig, dass sich eine einmal falsch zitierte Quelle munter weiterverbreitet - da niemand überprüft, ob die Quelle wirklich richtig angegeben wurde.
Enthält ein informativer Text Quellenverweise auf Fachliteratur oder Zitate daraus, ist der wohl sicherste Weg, sich von der Richtigkeit der Quellen zu überzeugen, selbst das zitierte Buch in die Hand zu nehmen.
Wenn Sie sich allerdings nicht auf den Weg zur Bibliothek machen wollen, können Sie auch versuchen, die zitierte Quelle im Online-Katalog bzw. im Datenbestand einer wissenschaftlichen Bibliothek zu finden. Viele Beiträge in Fachzeitschriften sind sogar schon digitalisiert und können unter Umständen online eingesehen werden.
Besonders häufig finden sich Fehler bei Verweisen auf juristische Urteile und Entscheidungen. Entweder wird ein Inhalt zitiert, der sich so aus dem Urteil nur schwer ableiten lässt, im Netz jedoch munter weiterzitiert wird, oder das angegebene Aktenzeichen ist falsch.
Hier können Sie die Quellenangabe leicht auf ihre Richtigkeit überprüfen, indem Sie das angegebene Urteils-Aktenzeichen kopieren und dann in einem Suchprogramm wie beispielsweise Google danach suchen lassen. Ist das Aktenzeichen richtig, werden Sie in der Regel auf der ersten Seite von Google einen Link zu einer Urteilsdatenbank des entsprechenden Gerichts finden.
Sie sollten das Urteil dann auch tunlichst selber lesen und die zitierten Inhalte nicht einfach "blind" übernehmen.
Auch die Richtigkeit von Zitaten können Sie natürlich am besten dadurch überprüfen, dass Sie den zitierten Text mit der Originalquelle vergleichen.
Handelt es sich um das nur mündlich überlieferte Zitat eines Prominenten oder bekannten Politikers, können Sie auch das Internet danach durchsuchen. Die Häufigkeit, mit der Sie es finden, sagt zwar noch nichts über die Richtigkeit eines Zitates aus, doch wenn Sie das Zitat in ganz unterschiedlichen Versionen finden, wissen Sie wenigstens, dass die "Überlieferung" eher schwierig ist.
Auch ein informativer Text kann falsche Quellenangaben enthalten. Wenn Sie selbst Zitate oder Quellenangaben daraus verwenden wollen, sollten Sie sie vorher auf ihre Richtigkeit überprüfen."
Quelle
Viele Grüße
Josef
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