weimarer republik < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 18:55 Mi 11.06.2008 | Autor: | mef |
Aufgabe | Urteil eines Geschichtswissenschaftlers
Auch sonst hat Deutschland aller ehrlichen Schwarzmalerei zum Trotz die Folgen des verlorenen Krieges einschließlich der Amputation vom 13 Prozent seines Gebietsstandes, darunter wertvoller Agrarüberschussgebiete wie auch Industriereviere, nach den ersten Wirren wirtschaftlich überraschend gut überstanden,.Psychologisch freilich war dies weniger der Fall. Die friedenschlüsse, die 1918 dem besiegten Russland und dem besiegten Rumänien in Brest-Litowsk und Bukarest auferlegt worden waren und die vor den Versailler Maßstäben durchaus bestehen konnten, waren ebenso vergessen wie die selbstverständlichkeit der kriegsjahre, dass dereinst die besiegten Feinde Deutschlands Kriegskosten würden zahlen müssen.Jedem war das damals klar gewesen, viele hatten es geäußert, und die gesamte Kriegsfinanzierung war weitestgehend... darauf abgestellt gewesen. Von Wilhelm 2 beispielsweisewar noch 1917 eine rechnung aufgemacht worden, wonach dereinst von England und den USA je 30 Milliarden Dollar, von Frankreich 40 Milliarden francs und von italien 10 milliarden lire beigetrieben werden sollten.
Etwas anders freilich wäre das schon gewesen. Denn solcherart hätte sich schließlich die welt in Deutschlands Kriegskosten teilen können.Nun aber sollte Deutschland die Kriegskosten der Welt zahlen.So wenigstens erschien es dem manne auf der deutschen straße.
Die frage der repartion erwies sich somit nicht nur als das technisch heikelste, sondern auch als das für den inneren Bestand der weimarer ordnung gefährlichste problem aus dem versailler erbe.Als die kolonialen verluste und die territorialen wunden mehr oder weniger verschmerzt und vernarbt waren, als die rheinlandbesetzung ihrem ende zuging, als man sich mit der entwaffnung in etwa abgefunden hatte, sie zum teil umging und zum teil noch darüber verhandelte, als jedenfalls mit alledem zwar zu agitieren war, aber keine sehr großen Bewegungen mehr erzielt werden kontten, da bot die deutsche "Repartionskolonie" , die "versklvung" von generationen , der antidemokratischen rechten einen jederzeit wirksamen hebel gegen den staat, obgleich Deutschland im endeffekt, jedenfalls im vergelich
zu den feindlichen forderungen, nicht allzu viel repartionen gezahlt hat.
Wie beurteilt der autor die bedeutung der verschiedenen bestimmungen??? |
hallo,
hab den text selbst eingetippt:)
meine frage bezieht sich auf die bestimmungen
welche sind denn gemeint<???
und zur quelle
es geht doch darum ,dass deutschland gezwungen wird zu zahlen, aber
die einst besiegten länder nicht ihre repartionen zahlen.
eigentlich beschreibt er doch nur die ungerechtigkeiten in seinen augen.
könnte mir jemand helfen und mehr dazu sagen
dank im voraus
gruß mef
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(Antwort) fertig | Datum: | 02:21 Fr 13.06.2008 | Autor: | aram |
> Urteil eines Geschichtswissenschaftlers
> Auch sonst hat Deutschland aller ehrlichen Schwarzmalerei
> zum Trotz die Folgen des verlorenen Krieges einschließlich
> der Amputation vom 13 Prozent seines Gebietsstandes,
> darunter wertvoller Agrarüberschussgebiete wie auch
> Industriereviere, nach den ersten Wirren wirtschaftlich
> überraschend gut überstanden,.Psychologisch freilich war
> dies weniger der Fall. Die friedenschlüsse, die 1918 dem
> besiegten Russland und dem besiegten Rumänien in
> Brest-Litowsk und Bukarest auferlegt worden waren und die
> vor den Versailler Maßstäben durchaus bestehen konnten,
> waren ebenso vergessen wie die selbstverständlichkeit der
> kriegsjahre, dass dereinst die besiegten Feinde
> Deutschlands Kriegskosten würden zahlen müssen.Jedem war
> das damals klar gewesen, viele hatten es geäußert, und die
> gesamte Kriegsfinanzierung war weitestgehend... darauf
> abgestellt gewesen. Von Wilhelm 2 beispielsweisewar noch
> 1917 eine rechnung aufgemacht worden, wonach dereinst von
> England und den USA je 30 Milliarden Dollar, von Frankreich
> 40 Milliarden francs und von italien 10 milliarden lire
> beigetrieben werden sollten.
> Etwas anders freilich wäre das schon gewesen. Denn
> solcherart hätte sich schließlich die welt in Deutschlands
> Kriegskosten teilen können.Nun aber sollte Deutschland die
> Kriegskosten der Welt zahlen.So wenigstens erschien es dem
> manne auf der deutschen straße.
> Die frage der repartion erwies sich somit nicht nur als
> das technisch heikelste, sondern auch als das für den
> inneren Bestand der weimarer ordnung gefährlichste problem
> aus dem versailler erbe.Als die kolonialen verluste und
> die territorialen wunden mehr oder weniger verschmerzt und
> vernarbt waren, als die rheinlandbesetzung ihrem ende
> zuging, als man sich mit der entwaffnung in etwa abgefunden
> hatte, sie zum teil umging und zum teil noch darüber
> verhandelte, als jedenfalls mit alledem zwar zu agitieren
> war, aber keine sehr großen Bewegungen mehr erzielt werden
> kontten, da bot die deutsche "Repartionskolonie" , die
> "versklvung" von generationen , der antidemokratischen
> rechten einen jederzeit wirksamen hebel gegen den staat,
> obgleich Deutschland im endeffekt, jedenfalls im
> vergelich
> zu den feindlichen forderungen, nicht allzu viel
> repartionen gezahlt hat.
>
> Wie beurteilt der autor die bedeutung der verschiedenen
> bestimmungen???
> hallo,
> hab den text selbst eingetippt:)
Hast ja auch gut angefangen, hast aber zunehmend abgeflacht
> meine frage bezieht sich auf die bestimmungen
> welche sind denn gemeint<???
Gemeint sind die Bestimmungen die mit dem Versailler Vertrag Deutschland auferlegt wurden.
Diese kann man in 3 Arten einteilen:
1. Territoriale Bestimmungen
Insgesamt verlor das Deutsche Reich
13% seines vorherigen Gebietes
70.544 km²
10% seiner Bevölkerung
ca. 6,5 Mio. Einwohner
davon ca. 3,6 Mio. Deutsche
[Dateianhang nicht öffentlich]
2. Militärische Bestimmungen
Auflösung des Großen Generalstabes
Berufsarmee mit maximal 100.000 Mann und ca. 4.000 Offizieren
Marine max. 15.000 Mann
keine allgemeine Wehrpflicht
keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer und Schlachtschiffe
Verbot chemischer Kampfstoffe
Beschränkung der Waffenvorräte (102.000 Gewehre, 40,8 Mio Gewehrpatronen)
Entmilitarisierung des Rheinlands (50-km-Streifen östlich des Rheins)
Verbot des Festungsbaus entlang der deutschen Grenze
Verbot von Befestigung und Artillerie zwischen Ost- und Nordsee
Verbot von kriegsvorbereitenden Maßnahmen
3. Wirtschaftliche Bestimmungen
Anfangs 20 Mrd. Goldmark bis April 1921
(ca. über 7 Mio. Kilogramm Gold)
Juni 1920 forderten die Alliierten 296 Mrd. Goldmark in 42 Jahresraten
Am 29. Januar 1921 forderten die Alliierten in Paris 269 Mrd. Goldmark in 42 Jahresraten, davon 226 Mrd. als unveränderliche Hauptsumme
Forderung jedoch abgelehnt
Deutschland muss 12% des Wertes seiner jährlichen Ausfuhren abgeben (ca. 1-2 Mrd.)
5. Mai 1921: neue Forderungen der Alliierten von 132 Mrd. Goldmark ( in 66 Jahresraten (Raten dazu betrugen 2 Mrd. Goldmark)
Zusätzlich 26 % des Wertes seiner Ausfuhr an die Alliierten
Sachreparationen:
Auslieferung der
DELAG-Verkehrsluftschiffe LZ 120 und LZ 121
Amerikaluftschiff an die USA
5000 Lokomotiven, 150.000 Wagons und 5000 LKWs wurden als Erstreparation abgeliefert
Das öffentliche Transportwesen kam nahezu zum erliegen
[Dateianhang nicht öffentlich]
Danach ging es mit dem Dawes-Plan und Young-Plan weiter, aber dazu solltest du besser selber etwas lesen. Im Netz findest du mehr als genug Info.
>
> und zur quelle
> es geht doch darum ,dass deutschland gezwungen wird zu
> zahlen, aber
> die einst besiegten länder nicht ihre repartionen zahlen.
> eigentlich beschreibt er doch nur die ungerechtigkeiten in
> seinen augen.
Diese einst besiegten Länder wären ja im Text Russland und Rumänien.
Der Frieden von Brest-Litowsk war seiner Natur nach ein Verkrüppelungsvertrag und so eigentlich nicht annehmbar. Danach sollte Russland teritoriell u.a. die Ukraine, Finnland, die baltischen Staaten und polnische Gebiete abtreten. Auch sollten 73% der Schwerindustrie und 75% der Kohlebergwerke abgegeben werden.
Lenin hat aber den Vertrag unterzeichnet, denn er brauchte den Frieden als eine Atempause für die Selbstbehauptung nach der Revolution.
Der Zusammenbruch der Mittelmächte im Herbst des gleichen Jahres machte aber den Vertrag bedeutungslos.
>
> könnte mir jemand helfen und mehr dazu sagen
>
> dank im voraus
> gruß mef
Mfg Aram
Dateianhänge: Anhang Nr. 1 (Typ: jpg) [nicht öffentlich] Anhang Nr. 2 (Typ: jpg) [nicht öffentlich]
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(Antwort) fertig | Datum: | 16:01 Mi 16.07.2008 | Autor: | kallehh |
Die beiden Friedensschlüsse des Deutschen Kaiserreiches mit Russland und Rumänien wurden negiert, durch Russland, das der Weimarer Republik frühzeitig Militärverträge anbot, durch Rumänien, das sich schlicht unter den Schutz der Allierten stellte. Auch Österreich wurde zu Reparationsleistungen "verdonnert", aber das Deutsche Kaiserreich war nun mal mächtiger als Österreich-Ungarn. Militärisch und wirtschaftlich. Und Die Reparationskosten wurden ja immer wieder angepasst und herabgesetzt, nur leider wurde dies durch eine schlechte PR nicht oder nur sehr begrenzt bekannt.
Ungerechtigkeit wurde in diesem Artikel eigentlich nur genannt, sondern schlichtweg der damalige psychologische Wirkungsgrad dieser Verträge.
Stresemann hat noch 1928 eine Verringerung der Reparationsleistungene erreicht.
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